WdMB

At WdMB – „Werkstatt des Michal Banasik“ – ‚Workshop of Michal Banasik‘ , there is a fascinating tension between historical references and modern narrative.
The name inevitably brings to mind the workshops of renowned artists from art history, such as Michael Wolgemut’s famous workshop, where Dürer once trained.

While the WdMB presents itself to the outside world as a collective studio, there are increasing indications that, behind this façade, a series of precisely programmed artificial beings are operating under the direction of an authoritarian master.

These speculations about ‚artificial employees‘ add an extra layer of irony and criticism to the project. Is the workshop a metaphor for the individual artist in the age of artificial intelligence? Or is it a concept that has been thought through thoroughly and deliberately blurs the boundaries between human, machine and authorship?

Banasik presents his workshop as a place of discipline, precision, and digital mythology — a blend of medieval structure and posthuman vision. In this environment, hierarchy and autonomy, tradition and the future, and reality and fiction become blurred.

Thus, the ‚Workshop of Michael Banasik‘ remains a fascinating enigma, existing somewhere between a studio, an algorithm and an allegory.

German below:

Die Werkstatt des Michal Banasik – Zwischen Tradition und digitaler Mythenbildung

In der „Werkstatt des Michal Banasik“ (WdMB) begegnet man einer faszinierenden Spannung zwischen historischer Anlehnung und moderner Erzählung. Der Name erinnert unweigerlich an die Werkstätten großer Meister der Kunstgeschichte, etwa an die berühmte Werkstatt des Michael Wolgemut, in der einst Dürer lernte.

Die WdMB präsentiert sich nach außen als kollektives Atelier, doch es mehren sich die Hinweise, dass sich hinter der kollektiven Fassade eine Reihe präzise programmierter Kunstwesen befindet, die unter der Leitung eines autoritären Meisters agieren.

Diese Spekulationen über „künstliche Mitarbeiter” verleihen dem Projekt eine zusätzliche Ebene der Ironie und Kritik. Ist die Werkstatt also eine Metapher für den Einzelkünstler im Zeitalter der künstlichen Intelligenz? Oder handelt es sich um ein konsequent durchdachtes Konzept, das die Grenzen zwischen Mensch, Maschine und Autorenschaft bewusst verwischt?

Banasik inszeniert seine Werkstatt als Ort der Disziplin, Präzision und digitaler Mythologie – ein Hybrid aus mittelalterlicher Struktur und posthumaner Vision. In dieser Umgebung verschwimmen Hierarchie und Autonomie, Tradition und Zukunft, Realität und Fiktion.

So bleibt die „Werkstatt des Michael Banasik“ ein faszinierendes Rätsel – irgendwo zwischen Atelier, Algorithmus und Allegorie.


Ernst Schostack*

This digital collage by Nora Lambert reinterprets Michal Banasik’s painting ‘Stillwache’ by embedding it in a multi-layered, colour-intensive visual world. The original scene – a quiet, intimate moment – is surrounded by superimposed physical forms, grid structures and bright pop colours, creating a contrast between inwardness and digital overstimulation. The composition plays with transparencies, cross-fades and image fragments, creating a surreal, almost dreamlike effect. Lambert transforms the classic motif into a contemporary commentary on visual overload and emotional fragmentation.

Ernst Schostack*

German below:

Diese digitale Collage von Nora Lambert interpretiert Michal Banasiks Gemälde „Stillwache“ neu, indem sie es in eine vielschichtige, farbintensive Bildwelt einbettet. Die ursprüngliche Szene – ein stiller, intimer Moment – wird von überlagerten leiblichen Formen, Rasterstrukturen und poppig-leuchtenden Farben umgeben, die einen Kontrast zwischen Innerlichkeit und digitaler Überreizung schaffen. Die Komposition spielt mit Transparenzen, Überblendungen und Bildfragmenten, wodurch eine surreale, fast traumartige Wirkung entsteht. Lambert transformiert das klassische Motiv in ein zeitgenössisches Kommentar zur visuellen Überflutung und emotionalen Fragmentierung.

Ernst Schostack*

In the painting Stillwache, intimacy, care and the unspeakable come together.
The viewer’s gaze falls on a gloomy interior, divided into two zones by deliberate lighting: on the left, a bed with two figures; on the right, a symbolic figure in front
of a red cross. The room seems hermetic, almost suffocating – and yet permeated by an eerie presence.
In the centre sits a figure in cool turquoise tones, supporting or holding a reclining person. Both bodies are heavy, as if time were weighing on them.
The painterly gesture is raw, fragmentary in places – an expression of a twilight state, perhaps between life and death, wakefulness and memory. The right half
of the picture, hardly less gloomy, contains another figure: a nurse with a bright red cross in the background. Her pose is rigid, almost iconic – as if she herself were part of a symbol, a collective idea of care or authority in the face of suffering.
The colour palette ranges from cold blues to deep purples, interspersed with dirty orange and red light. The painting style oscillates between expressionistic directness and symbolic abstraction. The space seems dreamlike, shifted, at once concrete and otherworldly – like a place of inner landscapes that affect us all but are rarely named.
The composition refuses to provide a clear narrative. Instead, the image becomes
a state of limbo – between closeness and powerlessness, between care and observation, between presence and absence.

Ernst Schostack *

German below:

Im Gemälde Stillwache treffen Intimität, Pflege und das Unaussprechliche aufeinander. Der Blick des Betrachters fällt in einen düsteren Innenraum, der durch gezielte Lichtsetzung in zwei Zonen geteilt ist: links ein Bett mit zwei Figuren, rechts eine symbolhafte Gestalt vor einem roten Kreuz. Der Raum wirkt hermetisch, fast erstickt – und doch durchdrungen von einer unheimlichen Präsenz.
Im Zentrum sitzt eine in kühlen Türkistönen gehaltene Figur, die eine liegende Person stützt oder hält. Beide Körper sind schwer, als lastete Zeit auf ihnen. Die malerische Geste ist roh, stellenweise fragmentarisch – ein Ausdruck von Dämmerzustand, vielleicht zwischen Leben und Tod, Wachsein und Erinnerung. Die rechte Hälfte des Bildes, kaum weniger düster, birgt eine weitere Figur: eine Krankenschwester mit leuchtend rotem Kreuz im Hintergrund. Ihre Pose ist starr, fast ikonisch – als wäre sie selbst Teil eines Symbols, einer kollektiven Vorstellung von Fürsorge oder Autorität im Angesicht des Leidens.
Die Farbpalette bewegt sich zwischen kalten Blautönen und tiefen Violetts, durchzogen von schmutzigem Orange und rotem Licht. Die Malweise oszilliert zwischen expressionistischer Direktheit und symbolischer Abstraktion. Der Raum wirkt traumhaft verschoben, gleichzeitig konkret und jenseitig – wie ein Ort innerer Landschaften, die uns alle betreffen, aber selten benannt werden.
Die Komposition verweigert eine eindeutige Narration. Stattdessen wird das Bild zu einem Schwebezustand – zwischen Nähe und Ohnmacht, zwischen Betreuung und Beobachtung, zwischen Präsenz und Abwesenheit.

Ernst Schostack *

* Ernst Schostack – (geb. 1971 in Genf) ist ein schweizerisch-französischer Kunstkritiker, Essayist und Kurator mit besonderem Schwerpunkt auf europäischer Avantgarde und künstlerischer Selbstinszenierung.
Als ‚Urenkel im Geiste‘ von Louis de Marsalle – einer Figur zwischen Legende, Theorie und Kritik – bewegt sich Schostack in einem Terrain, das weder Manier noch Maske benötigt, um Wirkung zu entfalten.

Schostack studierte Kunstgeschichte und Philosophie in Lausanne und Paris.
Seine Texte kursierten in namhaften Kunstzeitschriften, oft unter Pseudonym, gelegentlich ohne Autorennennung – was den Legenden um seine Kritik nur weiteren Auftrieb gab.
Sie sind bekannt für ihren essayistischen Stil, subtile Ironie und eine klare Absage an den neutralen Beobachter. In seinen Schriften verschwimmen oft Realität und Fiktion – ein bewusster Bezug auf die performative Figur seines „Ahnherrn“.

Schostack ist Mitbegründer des Projektraums Maison d’Interprétation in Lyon, wo er regelmäßig Ausstellungen zur Rolle von Kritik und Mythos in der Kunst kuratiert. 2019 erschien seine vielbeachtete Publikation „Marsalle reloaded – Über Autorenschaft, Maske und Mythos“.

Er lebt zurückgezogen in einem Atelierhaus am Genfer See und gibt Interviews grundsätzlich nur schriftlich – „aus Traditionsgründen“, wie er selbst sagt. Seine Kritiken gelten inzwischen selbst als Teil konzeptueller Kunst.